Portrait Markus vom Stein

Fleisch

„Drei Fragen an“ Markus vom Stein zur Zukunft des Fleischsortiments

27. November 2025

Der Lebensmitteleinzelhandel steht im Fleischbereich vor großen Veränderungen. Während sich Verbraucherbedürfnisse ändern, fehlen klare politische Leitlinien für den Umbau der Nutztierhaltung. Das Bundesprogramm zum Umbau der Tierhaltung läuft aus, die Anschlussfinanzierung ist ungewiss. Auch beim Tierhaltungskennzeichnungsgesetz ist offen, in welcher Form es künftig verpflichtend in Kraft treten wird. Anlässlich des 20. Deutschen Fleischkongresses am 25. und 26. November 2025 ordnet Markus vom Stein, Senior Buying Director Ware Vollsortiment bei der REWE Group, die aktuelle Lage ein und gibt Einblicke in notwendige Veränderungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Wie bewerten Sie die aktuelle Situation im Fleischbereich? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

In den Bereichen Fleisch- und Wurstwaren haben wir tatsächlich eine herausfordernde Situation. Zum einen sehen wir, dass der Fleischkonsum über die Gesamtwarengruppe rückläufig ist. Ein Trend, der sich perspektivisch noch zuspitzen wird, da sich die jüngeren Generationen viel stärker als „Flexitarier“ definieren.

Zum anderen trägt auch der politische Schlingerkurs der letzten Jahre zu einer Verunsicherung im Gesamtmarkt bei. Wir erleben in zahlreichen Gesprächen mit unseren Lieferant:innen und Landwirt:innen große Unklarheiten darüber, wie es mit der Tierhaltung in Deutschland weitergehen soll.

Wie reagieren Sie auf diese Unsicherheit – was sind die Antworten der REWE Group?

Die REWE Group hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 alle Eigenmarken-Frischfleischartikel auf mindestens Haltungsformstufe 3 umzustellen. Mir ist wichtig zu sagen, dass wir das Ziel in enger Abstimmung und gemeinsam mit unseren Lieferant:innen und Landwirt:innen erreichen wollen. Wir bieten konsequente Planungssicherheit und Verlässlichkeit.

Es freut mich, dass wir mit unseren Regionalfleischprogrammen, aber auch mit Testmaßnahmen wie dem Drei-Parteien-Vertrag im Fleischbereich neue und unkonventionelle Wege gehen. Solche Maßnahmen erfordern Mut und leidenschaftliche Mitarbeiter:innen, die diese Projekte mit viel Herzblut und Engagement zum Erfolg führen. Aber ich bin überzeugt, dass das von unseren Lieferant:innen und auch von unseren Kund:innen honoriert wird.

In welchen Bereichen würden Sie sich mehr Unterstützung wünschen?

Klarheit und Planungssicherheit sind für die tierhaltenden Betriebe von essenzieller Bedeutung – denn nur dann werden große Investition wie ein Stallumbau getätigt. Hier sehe ich klar die Politik in der Verantwortung, mit einem breit angelegten Tierhaltungskennzeichen unter Einbezug aller Absatzkanäle über die nächste Legislaturperiode hinaus für Klarheit zu sorgen. Wir dürfen im Themenfeld der Tierhaltung nicht nur kurz- und mittelfristig denken. Wenn wir alle ein Interesse daran haben, auch zukünftig noch qualitativ hochwertig erzeugtes Fleisch aus Deutschland zu essen, dann bedarf es auch in Berlin eines „großen Wurfes“ und keinem „Weiter-so“ im politischen Klein-Klein.

Für einen solchen großen Wurf stehen wir als REWE Group bereit und ich bin mir sicher, dass wir alle Teilnehmer:innen der Wertschöpfungskette, aber auch Verbraucher:innen, NGOs und Landwirt:innen für einen solchen Schulterschluss gewinnen können.

Markus vom Stein ist Senior Buying Director Ware Vollsortiment REWE Group.