Clara Albrecht, eine Frau mit schulterlangem blondem Haar, steht lächelnd mit verschränkten Armen da. Sie trägt einen blauen Blazer und ein weißes Hemd vor einem dunklen, schlichten Hintergrund.

Allgemein

Drei Fragen an Clara Albrecht zur Grünen Woche 2025

16. Januar 2025

Mit rund 300.000 Gästen und 1.400 Aussteller:innen aus 60 Ländern gilt die Grüne Woche alljährlich als die international wichtigste Messe für Ernährungs- und Landwirtschaftsthemen. Clara Albrecht, Manager Public Affairs, stellt in unserem Format „Drei Fragen an“ nicht nur den diesjährigen Stand der REWE Group vor, sondern blickt auch auf die großen Themen der Messe.

„Die Wertschätzungskette: REWE Group x Landwirtschaft“. So lautet das diesjährige Motto des REWE Group-Stands. Warum haben Sie sich für diesen Leitspruch entschieden?

Mit der Wahl dieses Mottos wollen wir nicht nur auf die Bedeutung nachhaltiger Wertschöpfungsketten hinweisen. Es soll auch ein Bekenntnis sein: Wir setzen auf das persönliche Gespräch, haben auch ein offenes Ohr für konstruktive Kritik oder neue Ideen und wollen zudem die gegenseitige Wertschätzung aller Akteure entlang der Wertschöpfungskette stärken – einschließlich der Verbraucher:innen.
Was wir den Besucher:innen am Messestand ans Herz legen wollen, ist die genossenschaftliche Struktur unseres Unternehmens, die ein enormes Potenzial birgt. Sie ermöglicht es uns, dass REWE und PENNY mit mehr als 33.000 Erzeuger:innen in Deutschland in direkten Geschäftsbeziehungen stehen. Jede Kauffrau und jeder Kaufmann hat die Freiheit, eigenständig Kontakte zur Landwirtschaft zu pflegen und auszubauen. Lokalität und Regionalität gehören zu unseren Fokusthemen, das sehen die Kund:innen auch in unseren Märkten.

Das bedeutet aber auch, dass REWE und PENNY Partnerschaften aufbauen müssen, die nachhaltig sind. Dazu gehört auch eine ausgewogene Risikoverteilung unter den Wirtschaftsakteuren und auskömmliche Preise für die Partner in der Lieferkette. Am Ende liegt es in der Verantwortung aller Akteure, ein faires und transparentes System zu entwickeln. Dieses muss sowohl die Interessen der Landwirt:innen als auch der Verbraucher:innen berücksichtigen. Die landwirtschaftlichen Produkte stehen dabei im Mittelpunkt der „Wertschätzungskette“ – genau darum geht es auf unserem diesjährigen Messestand.

Welche Projekte und Maßnahmen stellen Sie am Stand vor?

Wir präsentieren konkrete Initiativen, die die Zusammenarbeit und Anerkennung aller Akteure in der Lebensmittelversorgung fördern. Das Standkonzept führt unsere Besucher:innen durch vier Stufen der Wertschöpfungskette: von der Erzeugung über die Verarbeitung und den Handel bis schließlich zum Konsum zuhause.

Im Mittelpunkt stehen dabei Maßnahmen von REWE, PENNY sowie auch dem Kompetenzzentrum Landwirtschaft für die heimische Agrarbranche. Wir erklären am Messestand nicht nur wie die Produktbeschaffung bei REWE und PENNY funktioniert. Auch stehen regionale und biologische Erzeugnisse im Fokus, genauso wie verschiedene Kooperationsprogramme mit der heimischen Landwirtschaft im Bereich Fleisch und Milch bis hin zu neuen Vertragsmodellen.

Ein Highlight ist sicherlich die „Loql“-App, die die Beschaffungsprozesse zwischen Märkten und lokalen Produzenten digitalisiert und so bürokratische Hürden abbaut.

Die Grüne Woche findet in diesem Jahr fünf Wochen vor der Bundestagswahl statt. Welche agrarpolitischen Themen werden während der Messe Ihrer Meinung nach also eine große Rolle spielen?

Die Grüne Woche wird in diesem Jahr mehr noch als in anderen Jahren als eine Plattform dienen, auf der nicht nur Fachleute und Unternehmen diskutieren, sondern sich auch politische Vertreter:innen positionieren. Die drängenden Themen der Branche sind dabei nicht neu – im Gegenteil. Wir befassen uns alle seit Jahren mit denselben Herausforderungen: Klima- und Umweltschutz, Strukturwandel, Umbau der Tierhaltung, Digitalisierung, Bürokratieabbau und internationale Landwirtschaftspolitik. Die kommende Generation praktizierender Landwirt:innen macht genau von diesen Themen ihre Zukunft und die ihrer Betriebe abhängig.
Mindestens ebenso relevant sind die Chancen, die sich aus dem Umgang mit den genannten Themen ergeben, wenn man den Betrieben solide Rahmenbedingungen setzt. Wenn ich mit Landwirt:innen aus meinem Familien- und Bekanntenkreis spreche, dann ist für mich klar: es ist nicht so, dass die Betriebe sich nicht klimaresilient, tierwohlgerecht und diversifiziert aufstellen wollen. Gerade Unternehmer:innen meiner Generation haben extrem viel Knowhow und auch Lust, ihre Betriebe innovativ und nachhaltig zu gestalten. Aber es fehlen die echten Anreize, das auch durchzuziehen zu können. Damit sind politische Maßnahmen gemeint, die es den Landwirt:innen ermöglichen, Anerkennung für ihre Berufstätigkeit zu erzielen. Ebenso sind Maßnahmen gemeint, die Einkommenschancen für eine höhere Produktqualität, etwa für höheres Tierwohl oder Carbon Farming, garantieren.

Eine Weiterentwicklung der Landwirtschaft funktioniert nur, wenn der Mehraufwand in der landwirtschaftlichen Praxis quantifizierbar gemacht wird und mit ökonomischen Vorteilen für die Erzeuger:innen einhergeht. Welche politischen Rahmenbedingungen dafür geeignet sind, darum wird es hoffentlich auf der Grünen Woche gehen.

Clara Albrecht ist Manager Public Affairs REWE Group.